Geschäftsmodell Abo Commerce – Analyse und Test

In letzter Zeit ist nicht allzu viel an der Front neuer Geschäftsmodelle im E-Commerce passiert. Abo-Commerce bzw. sog. ‚Subscription-based E-Commerce ist ein Geschäftsmodell im E-Commerce, das zwar schon seit einiger Zeit am Start ist, aber mE immer noch als neu zu bezeichnen ist. Das möchte ich nun mal näher analysieren.

Mittlerweile können sich Konsumenten etliche Produkte im Abonnement zusenden lassen (Beauty, Socken, Essen, Babyartikel, etc.) und nutzen dieses Angebot auch (ein guter Überblick findet sich bei Deutsche Startups). Viele entsprechende Start-ups sind deshalb mit beachtlichem Venture Capital ausgestattet, z.B. Glossybox mit mittlerweile insgesamt 55 Mio. Euro.

Die Idee ist ebenso simpel wie erfolgversprechend: Für eine bestimmte Zielgruppe, die sich für den jeweiligen Service kostenpflichtig anmeldet, werden in regelmäßigen Abständen passende Produkt-Boxen bzw. Pakete verschickt. Je nach Anbieter liegt der Fokus auf einer anderen Zielgruppe und/oder Produktkategorie. Beim Inhalt der Box handelt es sich oft um Produktproben, neue Produkte, Sondergrößen, aber auch um Produkte in Originalgröße. Ein hierzu interessanter Beitrag mit Erklärungen und einer guten Diskussionen ist z.B. bei Kissmetrics zu finden. Für Händler bietet dieses Geschäftsmodell den Vorteil einer guten Planungssicherheit.

Geschäftsmodell Abo Commerce im Test!

Kurzerhand wollte ich den Abo Commerce selbst einmal ausprobieren. Stellt sich erst mal die Frage: Welche Box kommt für mich in Frage?

Nach einem Blick auf das Angebot (wie z.B. die Mamibox, GLOSSYBOX, FOODBOX…) wurde mir ziemlich schnell bewusst, dass es zwar in vielen Produktkategorien unterschiedliche Boxen für weibliche User gibt, aber dass Angebote für die männliche Zielgruppe hingegen sehr überschaubar sind. Nach kurzem Suchen entschied ich mich dann für die BLACK BOX MEN. Diese ist mit (Pflege-)Produkten für den Mann gefüllt.

Gesagt, getan, bestellt. Die Verpackung wirkt edel und ist ansprechend (schlicht) gestaltet. Auch beim Öffnen fällt auf, dass das Design mit ‚Liebe zum Detail‘ kreiert wurde:black box

black box2

Nun aber die spannendste Frage: Lohnt sich der Inhalt? Habe ich wirklich einen (preislichen) Vorteil bzw. Mehrwert durch die Bestellung?

In der Box waren folgende Produkte enthalten: Anti-Aging & Boosting Face Fluid von Doctor Duve, Haargel von Gard (Travel Size), ein Gilette Nassrasierer (Trial Size), Handcreme for Men von Kamill (Full Size), Duschgel von Kappa (Full Size), Syoss Shampoo (Full Size) und die Zeitschrift Gala Men zu einem Gesamtpreis von 15,95€. Zudem braucht man die Men Box nicht im Abo bestellen, sondern kann sie sich auch nur 1x zuschicken lassen.

Fazit: mir persönlich hat die Box gut gefallen! Die Produkte sind alle nützlich und man(n) probiert so automatisch auch mal neue Artikel aus. Auch der Preis ist positiv hervorzuheben. Bei separatem Kauf der Produkte wäre der Geldbeutel deutlich stärker belastet worden. Besonders positiv finde ich, dass man nicht gleich ein Abo für mehrere Monatsboxen abschließen muss, denn ehrlich gesagt brauche ich (als Mann) solch eine Box nicht jeden Monat 😉 Anders sieht es wahrscheinlich bei der Hauptzielgruppe „Frauen“ aus, die sich eher jedes Mal über Proben und neue Produkte freuen.

Alles in allem ist das Geschäftsmodell Abo Commerce ein interessanter Ansatz (das zeigten auch die Diskussionen auf der von Exciting Commerce veranstalteten Exceed Expectations in Berlin, wo sich u.a. Tollabox, die Entdecker-Box für Kinder, präsentierte) und so lange hochwertige Produkte zu einem günstigen Kurs verschickt werden (die Beschaffung könnte mE langfristig ein Problem darstellen), könnte ich mir vorstellen, dass sich das Geschäftsmodell Abo Commerce etabliert.

Selbst schon mal eine Abo-Box bestellt? Wie sind Deine Erfahrungen?

4 Gedanken zu „Geschäftsmodell Abo Commerce – Analyse und Test

  1. Als ich von dem Aboboxmodell gelesen habe, haben sich mir direkt eine Frage gestellt:

    Zwar spare ich als Konsument, bei der ersten Bestellung Geld, doch wie sieht es mit einer Folgebestellung bzgl. der Verwendungshäufigkeit aus? Damit meine ich nicht, dass ich als Mehrfach- oder Abobesteller auf lange Sicht Ermäßigung bekomme.

    Viel mehr erscheint es für denjenigen, der die Box vom Inhalt her plant, doch schwierig abzuschätzen, wie schnell sich die einzelnen Inhalte einer Box aufzehren.

    Beispiel: Für jemanden, der viel Gel für seine Frisur braucht, ist der Vebrauch der Geltube deutlich höher und schneller, als der Rest des Boxinhalts. Infolgedessen, würde sich der Konsum einer weiteren Box entweder nach hinten schieben, weil der Konsument eine zweite Geltube kauft, bis der Rest der Box aufgebraucht ist, oder der Konsum verteilt sich so stark, dass ein zweiter Kauf nicht mehr lohnt.

    Vor allem müsste der Konsument verdeckten Einfluss auf den Inhalt der Box haben können, z.B. mittels Feedback: „Die Geltube war zu klein“ oder „Die Marke hat mich nicht angesprochen.“

    Ein blindes Zusammenstellen der Boxen, ohne den individuellen Verbrauch der einzelnen Inhalte innerhalb der Boxen abzuschätzen, ist schwierig und nicht ohne nötige Loop-Schleife über den Konsumenten, mE möglich. Da der Konsument sich seines eigenen Konsums natürlich bewusst ist, muss er die Abobox modifizieren können und an den Konsum anpassen können. Aber das ist auch nur ein spontaner Gedanke;-) gerne lasse ich mich eines Besseren belehren. Und wer weiß, evtl. wurden diese Ideen auch schon berücksichtigt

    • Gute Frage! Ich denke, da ist zu differenzieren:

      -Abo-Box wie hier beschrieben ist zum Probieren und Entdecken (neuer Produkte). Ist im Bereich Beauty/Parfüm interessant, wenn z.B. nicht immer der gleiche Duft gewünscht ist.

      -Regelmäßige Abos sprechen mE eine andere Zielgruppe bzw. anderen Verwendungszweck an. Hier gibt es ja bereits interessante Ansätze, bspw. im Bereich Drogerieartikel (diapers etc.). Da gibt es auch Möglichkeiten zur Modifikation der (regelmäßigen) BEstellungen.

      Auf jeden Fall spannend!

  2. Mhm ok. Ich denke, dass kein Kunde auf Dauer immer nur „probieren“ möchte und irgendwann von einer Kombination oder einer Box so überzeugt ist, dass er keine andere mehr haben möchte.

    Davon mag es natürlich Ausnahmen geben: „Variety Seeker“, so möchte ich Sie mal bezeichnen, ergötzen sich mit Sicherheit an der ständig neuen Zusammenstellung solcher Boxen. Für diese Art Kunden ist allein das ständige Ausprobieren wichtig.

    Dann wird es wohl noch die Kunden geben, denen das Aufmachen und die Überraschung allein die Bestellung dieser Box wert.

    Generell zum Probieren eine gute Idee. Ich weiß aber nicht, ob das zum Dauereinkauf eines Konsumenten führt. Bisher hört es sich eher nach einem wechselndem Kundenstamm an, ich würde dann so eine Abobox kombinierbar machen, so dass auch der Kundenstamm angesprochen wird, der dann eine Kombination für sich gefunden hat. Diesen sollte man letzten Endes auf jeden Fall binden.

    VG!

  3. Pingback: Interview mit SwissTasting.com zum Abo-Commerce und eFood | social-commerce.net

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